
Thomas Kröger Architekten GmbH
Strandtraditionen, Architekturen an der baltischen See, seit rund 120 Jahren wird für die Faszination des Naturerlebnisses der Ostsee gebaut. Mit der Zunahme der Mobilität im letzten Jahrhundert eroberte der breite Tourismus in rasanter Geschwindigkeit die See- Kurorte, welche einen enormen saisonalen Wachstum erlebten.
Was ist nun ein angemessener Umgang mit bestehenden Kulturlandschaften bei gleichzeitig wachsendem Bedarf an Orten, welche sich auf ein Wohlbefinden konzentrieren, dessen Spektrum ein ganzheitliches Seeerleben über die Jahreszeiten garantiert? Welche Typologien stehen uns zur Verfügung, anhand derer sich Schutz und Maßstäblichkeit bei gleichzeitiger Exponiertheit am Strand erleben lässt?
Die gesammelten baulichen Exkurse des letzten Jahrhunderts liegen uns als Orientierungswert vor und lassen uns zu Typologien und Identifikationswert der unterschiedlichen Häuser, Villen und Hotels Résumé ziehen. Die Villa Baltic mit ihrer Parklage bietet eine ganz besondere Ausgangssituation mit der Positionierung an der Strandpromenade von Kühlungsborn West.
An die Frage des Wie? knüpft in erster Linie eine Beurteilung zur Größe, zum Kontext, zur Dichte und der Lage im Park und deren Potential zur Identifizierung.
Die Eingebundenheit in den Park bildet per se eine nestartige Situation des Ortes. Diese besondere Situation soll über die Setzung von drei Bauten vergleichbaren Maßstabes so ergänzt werden, dass der Eindruck einer gewachsenen baulichen Anlage mit Eingang, Platz und Hof entsteht. Das Bild einer mondänen und gleichsam klösterlichen Anlage kommt in den Sinn, deren fein gegliederte Figuren, die durch Kolonnaden verbunden sind, zu einer starken und ortsspezifischen Identität verhelfen. In diesem Sinne soll ein respektvoller, urbaner Umgang mit der historischen Villa Baltic und der sie umgebenden Parklandschaft und zur See spürbar sein.
Ein Ort der Kontemplation, der Ruhe, aber auch ein Ort der Aktivität, des Sports, des körperlichen Bewusstseins... a swimmer in a bathing suit, a sportswoman in a pullover, a fireside chat... Beständigkeit, Lifestyle, einfache Schönheit und Eleganz bestimmen das Bild eines pittoresken Settings, welches durch eine bewusste, zeitgemäße, nachhaltige Architektur übersetzt wird.
Die Villa Baltic bildet in vorderer Reihe zur Promenade stehend den Auftakt und ist die erste Adresse des Villenensembles. Hier kommt man an und wird empfangen. Von hier erschließen sich auch die übrigen Häuser über die erdgeschossige Kolonnadenanbindung. Diese knüpft thematisch an die historische Vorlage der Villa an und überträgt diese in eine reduzierte und zeitgemäße Form. Vorbei am Restaurant geht es direkt in die Halle um das grüne Atrium mit der großen Buche. Ein Ort für Zusammenkunft und Dialog welcher die Gebäude nicht nur nach innen, sondern auch hin zum Park in drei Richtungen öffnet. Hier liegen die Eingänge zu Restaurant, Café, Spa und den drei Villen Eolo, Arbores und Hortus. Zusätzlich finden sich hier auch die Zugänge zur Tiefgarage, Lagern und den WC-Anlagen.
Die Halle ist geöffnet für Besucher und lädt zum Durchqueren und zum Verweilen ein. Sie bietet Schutz vor Wind und Wetter bei gleichzeitigem Blick in die Natur. Ladengeschäfte sind zur Ostseeallee und nach Westen zu Unter den Kolonnaden orientiert. Das Spa liegt nach Süden uns ist mit einem großzügigen Außenbereich in die Parklandschaft integriert. Die 105 Zimmer des Hotels bestehen aus drei Suiten und 102 Zimmern, die jeweils über 30 qm groß sind. Das Hotel ist so konzipiert, dass 82 Zimmer und alle Suiten über einen Seeblick verfügen. Die Zimmer im 1. OG sind mit einer privaten Terrasse ausgestattet. Das Spa ist ebenfalls über das Gym und Massageräume an den Dachgarten über EG angebunden. Hier finden sich Yoga- und Ruhe Terrassen zum Entspannen.
Die Gebäudevolumen sind nach Nähe zur Villa Baltic und zur See Höhengestaffelt. Wir schlagen bei Villa Arbores, die zurückversetzt neben der Villa Baltic am nächsten steht, eine dreigeschossige Bebauung vor und überschreiten dabei nicht deren Traufhöhe. Die viergeschossige Villa Eolo, die zur Promenade steht, erfüllt die zulässige Firsthöhe von 16 m. Die südwestlich gelegene Villa Hortus überschreitet mit 5 Geschossen und einer Firsthöhe von 18,45 m die zulässige Höhe. Wir möchten dennoch diesen Vorschlag unterbreiten, da wir von der städtebaulichen Qualität, ein angemessenes Ensemble entwickelt zu haben überzeugt sind, die die Intention mit anderen Mitteln umsetzt, als die Vorgabe bezüglich Geschossigkeit und Ausbildung der Geschosse vorgibt.
Die Alternative, drei viergeschossige Gebäudekörper zu realisieren, würde alle Bedingungen erfüllen, wäre aber für die gewünschte Ensemblebildung nicht ganz so identitätsstiftend.
Die Fassaden der Häuser sind aus weißen betonsteinernen Oberflächen mit reliefartigen Putzelementen beschaffen. Dies zieht sich konstant durch die gesamte Anlage. Die Tektonik der Fassade bildet sich auch in seinem Inneren mit der räumlichen Gestalt der Zimmer und Bettstätten ab, sodass das Gebäude seine äußere Identität nach innen lesbar macht.
Im Kern des Hotels liegt die vertikale Erschließung mit den Aufzügen. Die außenliegende notwendige Treppe ist als Sicherheitstreppenraum konzipiert und gilt nicht als gewendelte Treppe aber als gradläufige Treppe mit vier Zwischenpodesten und runder Außengeometrie, die alle Anforderungen an eine notwendige Treppe erfüllt. Unterirdisch liegen die Nebenflächen, Technik- und Stauräume sowie WCs. Die Anlieferung erfolgt über den Lift, sodass die Villa Baltic, die drei Villen des Assistenzbaus, das Spa und das Restaurant für das Personal und Besucher unterirdisch gekoppelt sind.
Ziel dieses Konzeptes ist die Entwicklung eines ökologisch und ökonomisch optimierten Gebäudes, das hohe Komfort- und Behaglichkeitsansprüche erfüllt, geringe CO2-Emissionen in Herstellung und im Betrieb verursacht, kostengünstig im laufenden Betrieb funktioniert und damit nachhaltig ist. Mit dieser Zielsetzung soll ein möglichst CO2-neutraler Betrieb, eine Förderung nach BEG (EG55 oder EG40) und z.B. eine BREEAM Zertifizierung mit „Exzellent“, DGNB-Platin, WiredScore-Platin ermöglicht werden.
Die Baukörper ermöglichen eine gute Tageslichtversorgung und natürliche Lüftung. Die Bauweise unterscheidet zwischen einem „kühlen“ Betonsockel für die Erdgeschoss-Nutzung mit hohen internen Wärmelasten und dem „warmen“ Hotel in Holzbauweise mit einem hohen Bedarf an Behaglichkeit. Die Gebäudehülle wird in einer hohen thermischen Qualität errichtet und unterschreitet die Anforderungen an die aktuellen GEG. Um eine sommerliche Überhitzung zu verhindern wurde der Fensterflächenanteil optimiert, alle zur Sonne orientierten Räume erhalten zudem einen beweglichen außenliegenden Sonnenschutz. Für die Wärmeversorgung ist der Einsatz von Umweltenergie über Erdsonden und reversible Wärmepumpen vorgesehen, diese können im Umschaltbetrieb betrieben werden und gleichzeitig zur Kälteerzeugung verwendet werden. Das Trinkwarmwasser für den Hotelbetrieb wird zimmerweise über dezentrale Frischwasserstationen bei Bedarf erzeugt. Im Hotel können Schwerkraft-Heiz- und Kühlsysteme geräuschlos und schnell die Räume konditionieren, in den Shops werden leistungsstarke Heiz- und Kühldecken installiert. Die Shops werden über zentrale Lüftungssysteme mechanisch belüftet und mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung von mind. 70% ausgestattet. Die Hotelzimmer verfügen über eine mech. Abluft in den Bädern und schallgeschützte, selbstregulierende Falzlüfter in der Fassade.
Die Flachdächer sind mit Photovoltaik-Paneelen versehen, diese erzeugen erneuerbaren Strom zur eigenen Verwendung, Überschüsse können in E-Mobilität oder Batterien gespeichert, oder in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Auf jeder Etage werden abschnittsweise Elektrounterverteilungsräume sowie ein IT-Verteilerräume vorgesehen. So werden Kabelwege reduziert und eine hohe Flexibilität in der Nutzung realisiert.
Große Teile der Dächer werden als Gründach mit intensiver Begrünung ausgebildet, womit eine Reduzierung der Regenwasser-Einleitmengen um 50% erreicht wird. Ein weiterer Vorteil ist die Steigerung der Verdunstungsleistung. Die resultierende Auskühlung der Vegetation führt zu einer Effizienzsteigerung der aufgeständerten Photovoltaikanlage. Das aufbereitete Regenwasser wird auch zur adiabaten Befeuchtung der Abluft genutzt, um den Anteil an Kühlung weiter zu senken.
Um eine vorteilhafte Ökobilanz zu erzielen, werden neben der Optimierung des Energieverbrauches im Betrieb auch die Emissionen durch die Konstruktion und die über den gesamten Lebenszyklus bewertet. Dafür wird die Betonkonstruktion auf den Gebäudesockel beschränkt und mit einem hohen Anteil an Recycling-Beton umgesetzt; die Hotelgeschosse werden in ökologisch vorteilhafter Holzbauweise errichtet, dadurch können 41% CO2-Emissionen eingespart werden. Die Zielsetzung des „Zero Carbon“ im Betrieb werden im Weiteren Planungsprozess berücksichtigt.